Einkaufen, Kochen und Essen – diese drei Dinge tut Tim (25) mit viel Leidenschaft und Reflexion. Der Vize-Präsident von Slow Food Youth erzählt im Interview warum er alles isst – sogar Foie Gras – und gibt nützliche Tipps wo es sich regional und kostengünstig einkaufen lässt.
von Angelika
Tim, was machst du, wenn du zu einem Essen eingeladen bist und der Gastgeber serviert Poulet aus Ungarn?
Wenn ich bei jemandem eingeladen bin, dann steht diese Person im Vordergrund und nicht das Essen. Das heisst, ich würde das Essen nicht einfach verweigern. Aber ich würde versuchen, das Thema anzusprechen und vielleicht könnte ich die Person so ein bisschen sensibilisieren. Vielleicht auch nicht – dann redet man besser wieder von etwas anderem. Ich möchte niemanden missionieren.
Gibt es etwas, das du aus Prinzip nicht isst?
Nein, ich würde alles probieren, auch Blutkuchen oder Insekten. Für mich ist das ein Zeichen von Offenheit und Neugier.
Was ist mit ethisch problematischen Produkten wie Foie Gras?
Ja, ich esse auch Foie Gras. Allerdings höchstens alle zwei Jahre einmal. Aber es ist mir wichtig, dass ich mir bewusst bin, wie es produziert wird und ich es nicht einfach unreflektiert konsumiere. Und gerade letzte Woche hatte ich mit einem Produzenten aus Fribourg Kontakt, der ethisches Foie Gras produziert.
Wie oft isst du Fleisch?
Etwa alle zwei Wochen gönne ich mir ein richtig gutes Stück Fleisch. Das hat zwar seinen Preis, aber dadurch wird Fleisch für mich zu einem Luxusprodukt – und genau das sollte es auch sein.
Was würdest du Studenten empfehlen, die sich verantwortungsbewusst, aber dennoch preisgünstig ernähren wollen?
Mach kein Foodwaste – kauf also nur soviel wie du wirklich brauchst. Vergleiche Preise, auch wenns mühsam ist. Mach beim Foodsharing mit. Kaufe Obst und Gemüse auf dem Markt und finde einen Bauernhof in der Region, bei dem du regionale Produkte kaufen kannst.
Aber ist das Einkaufen auf dem Markt nicht ziemlich teuer?
Im Gegenteil – viele Produkte sind billiger als im Supermarkt. Äpfel zum Beispiel immer. Aber das gute Preis-Leistungsverhältnis ist nicht der einzige Vorteil des Marktes…
Sondern?
Die Qualität auf dem Markt ist meistens besser, da die Produkte nicht tagelang gelagert werden. Es gibt eine viel grössere Diversität als im Supermarkt. Und ausserdem fühlt sich jeder Marktbesuch ein bisschen wie Ausgang an.
Wie meinst du das?
Also: Wie im Ausgang hat es viele Leute und oft trifft man per Zufall Freunde oder hält ein nettes Schwätzchen mit einem Bauern. Man gibt Geld aus, nur nicht für ein Bier, sondern für Gemüse. Anstatt dass man ein Getränk offeriert bekommt, gibt’s oftmals ein Rüebli oder einen Rezepttipp geschenkt. Ja und wie im Ausgang, ist es auch auf dem Markt laut, man bewegt sich viel und geht mit einer glücklichen Müdigkeit nach Hause. Die Metapher stammt übrigens von der Slow Food Youth Präsidentin Laura Schächli.
Tipp von Tim
Schweizerisches Pesto aus Rüebligrün
Zutaten
- Rüeblikraut (gibt’s auf dem Markt gratis)
- kleingehakte Baumnüsse
- Rapsöl
- Salz
- Pfeffer
Zubereitung
Rüeblikraut waschen. Unschöne Teile in den Kompost werfen. Mit ein bisschen Rapsöl pürieren. Weiteres Öl hinzufügen, bis es die Konsistenz einer Pesto hat. Salzen & Pfeffern. Am Schluss kleingehakte Baumnüsse hinzufügen. Pesto in Gläser abfüllen.
Servieren
Mit Pasta und salzigem Schweizer Käse