Freitagmorgen. Was tun? Joggen, arbeiten, lernen, ausschlafen. Oder: Einen Creative Morning besuchen und sich inspirieren lassen von Leuten die mutig sind, etwas erreicht haben, oder sonst einfach irgendwie klasse sind. Wir haben mit Rachel Manetsch, der Gastgeberin des Creative Morning Zürich, über Kreativität, Arbeit und Leidenschaft gesprochen.
Von Olivia Grubenmann
Menschen aus allen Branchen und Ländern kommen einmal im Monat an einem Freitagmorgen zusammen, um sich auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und, nicht zu vernachlässigen, sich bei Kafi und Gipfeli bei einem Vortrag inspirieren zu lassen. Jeden Monat spricht eine Person zu einem global festgelegten Thema, wie zum Beispiel Time, Magic, Love, Action, Education, oder aktuell im April zum Thema Beyond. Die Creative Mornings finden in 164 Metropolen auf der ganzen Welt statt. Die gute Nachricht: Ja, auch in der Schweiz – in Zürich und Genf.
Viel Engagement ohne Bezahlung
Weltweit sorgen hunderte Leute mit viel Liebe und Leidenschaft dafür, dass neugierige Menschen zusammenfinden können. Die Teilnahme und das Frühstück sind immer kostenlos. Jeder der für Creative Mornings arbeitet, tut dies also unentgeltlich, aus purer Freude und Überzeugung. Gerade in der heutigen Gesellschaft, wo wir meistens nur Dinge anpacken, wenn wir davon direkt profitieren, beeindrucken mich die Leute die sich für Creative Mornings einsetzen umso mehr.
Interview mit Rachel Manetsch
Wie beschreibst du die Creative Mornings?
Das Format ist so nah, herzlich und trotzdem professionell und kreativ.
Wie entstand das Format Creative Mornings?
Ah, das ist spannend! Die Gründerin ist Tina Roth Eisenberg, ursprünglich aus dem Appenzell. Nach einem Praktikum in New York wurde ihr dort gleich ein Jobangebot gemacht. Heute führt sie den erfolgreichen Online Blog Swissmiss, den Online Shop Tattly (wo es wunderschöne temporäre Tattoos zu kaufen gibt) und ist die Gründerin von Creative Mornings. Sie wollte einfach nicht immer nur diese steifen after-work Anlässe, und hat so mit Creative Mornings einen wohlwollenden Treffpunkt geschaffen, einen Raum für Neues, wo man als Redner auch mal etwas wagen kann.
Wo finden die Creative Mornings statt?
Also die Idee ist ja, dass man jeden Monat die Location wechselt. Letztes Mal waren wir zum Beispiel im Tibits Zürich und ein anderes Mal im Modissa Modehaus in der Bahnhofstrasse. Das war eine ganz spezielle Stimmung. Wir waren etwa im 5.Stock, es war noch früh am Morgen und so konnten wir zusehen, wie es langsam heller wurde und die Bahnhofstrasse zum Leben erwachte.
Wer ist die Zielgruppe?
Jeder ist willkommen. Viele kommen aus den Bereichen Design, Marketing, Blogging und Fotografie.
A creative life requires bravery and action, honesty and hard work – About Creative Mornings
Welcher Talk hat dir persönlich am Besten gefallen?
Mir hat besonders der Dezember Anlass zum Thema Sound gefallen. Eine Sopranistin aus dem Opernhaus, eine echt verrückte Nudel, die sogar mal auf einer Eisscholle in der Antarktis gesungen hat. Sie hat dann mit den Leuten ein Aufwärmen gemacht und erklärt, was das mit der Stimme macht. Sie hat auch den Bogen echt gut gefunden diese Übungen aufs Berufsleben zu übertragen und erklärt, wieso man diese Übungen eigentlich vor jeder Sitzung oder jedem Bewerbungsgespräch machen sollte.
Was ist das Schöne am Creative Morning?
Ich finde es so schön, wenn man am Morgen nach dem Treffen rausgeht, etwas mitnehmen kann und das dann umsetzen will. Man hat danach einen regelrechten Tatendrang und möchte gerne alles umstellen.
Ja, zum Thema Tatendrang…
Unsere letzte Rednerin meinte dazu auch, dass viele Leute sich gar nicht trauen zu versagen. Viele Leute sagen an Meetings beispielsweise lieber nicht was sie wirklich denken, weil sie nicht versagen wollen. Das finde ich schade. Vor allem in der Schweiz sind wir sehr reserviert und alles muss immer von Anfang an zu 100% perfekt sein. Das blockiert uns, finde ich.
Was ist Kreativität für dich?
Kreativität ist für mich etwas Umfassendes. Es ist nicht einfach das Produkt. Es ist mehr der Weg wie man dahinkommt und hat mit Inspiration zu tun. Deswegen ist es wichtig mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und sich nicht zu schnell zu fokussieren. Man sollte wie ein Schwamm sein und alles aufsaugen. Sich für alles zu interessieren hilft einem sehr, kreativ zu sein. Das können Fragen sein wie: Wie funktioniert ein Auto? Was ist das Internet überhaupt? Oder: Was ist Veganismus?
Und, wann bist du kreativ?
Da bin ich sehr sprunghaft. Manchmal überfällt es mich richtig und manchmal muss ich lange suchen und nachdenken bis mir eine gute Idee kommt. Im Mai findet dazu übrigens ein Creative Morning in Zürich statt: Wie man kreative Prozesse planbar machen kann. Da bin ich wirklich gespannt drauf.
Lust auf Inspiration? Keine Pläne für Freitagmorgen? Motivationsschub gefällig? Der nächste Creative Morning in Zürich findet am 28. April statt.
Bilder bei Lisa Kunst Photography