Meistens kommt es alle paar Monate vor: Eine meiner Freundinnen zeigt sich aufgewühlt und beunruhigt. Sie war beim Frauenarzt und hat nun die Resultate ihres Abstrichs bekommen. Der Befund ist eine HPV-Infektion. Die meisten sind verunsichert: HPV? Ist das nicht die Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs? Ein Aufklärungsversuch.
Von Angelika Imhof
1.) Was ist HPV?
HPV steht für „humanes Papillomvirus“. Dabei handelt es sich um ein sehr häufiges Virus, das die Haut und die Schleimhäute befällt. Insgesamt gibt es bis zu 200 verschiedene HPV-Typen – 30 davon werden nur über Genitalkontakt übertragen.
2.) Was gibt es für einen Zusammenhang von HPV und Gebärmutterhalskrebs?
Das HP-Virus kann Gebärmutterhalskrebs auslösen – dies geschieht aber verhältnismässig nur sehr selten.
Prinzipiell können zwei HPV-Typen unterschieden werden, die unterschiedlich „gefährlich“ sind:
- Die „Hochrisiko-Typen“, die zu Gebärmutterhalskrebs führen können, wenn die Infektion andauert. Das bedeutet, dass diese HP-Viren eine Zellveränderung auslösen können. Dabei handelt es sich zu Beginn meist um geringgradige Veränderungen, die noch nichts mit Krebs zu tun haben. Hält die Infektion aber an, können sich längerfristig Krebszellen entwickeln.
- Die „Niedrigrisiko-Typen“, die nicht direkt mit Krebs in Verbindung stehen.
3.) Muss ich beunruhigt sein, wenn ich eine HPV-Infektion habe?
Erstmal sicher nicht. Eine HPV-Infektion ist so häufig wie ein Erkältung und 70-90 Prozent der Frauen haben sie einmal in ihrem Leben. Ein gesundes Immunsystem beseitigt die Infektion meistens innerhalb eines halben bzw. ganzen Jahres ganz von selber und alles ist wie vorher.
4.) Was, wenn die Infektion länger anhält?
Ab 2-3 Jahren anhaltender Infektion empfehlen die Ärzte einen Eingriff um die veränderten Zellen zu entfernen. Das kann entweder eine Laserbehandlung + Ausschabung sein oder ein Stück des Gebärmutterhalses wird abgeschnitten. Beide Operationen finden in der Regel unter Vollnarkose statt, verlaufen in den allermeisten Fällen ohne grosse Komplikationen und danach funktioniert immer noch alles wie zuvor.
5.) Sind Männer auch betroffen?
Ja auf jeden Fall, bis zu 50 % der Männer tragen und übertragen das HP-Virus – meistens ohne dass sie es wissen. Bei Männern ist das Virus weit weniger gefährlich und es gibt daher auch keine Tests oder krankenkassenvergüteten Impfungen für Männer. Das ist äusserst fragwürdig. In seltenen Fällen können Männer vom Virus Peniskrebs bekommen.
6.) Spürt man die Infektion, wenn man sie hat?
In der Regel nicht und nur der Frauenarztbesuch gibt darüber Auskunft. In seltenen Fällen kann es aber z.B. zu Genitalwarzen kommen.
7.) Kann man im Nachhinein genau rückverfolgen, von wem man HPV bekommen hat?
Höchstens wenn man nur eine/n einzige/n Sexualpartner/in hatte. Ansonsten wird es bereits schwierig, denn die HP-Viren können über Jahre „schlummern“ bis sie durch einen Test entdeckt werden.
8.) Bieten Kondome einen 100%-Schutz vor der Infektion?
Leider nein, da sie die Gentialhaut nicht vollständig bedecken und die Infektion über die Schleimhäute im Allgemeinen übertragen wird. Die Viren können also beispielsweise auch beim Oralverkehr übertragen werden, wenn die Mundschleimhaut mit HPV-infizierten Hautstellen in Berührung kommt.