Das Becanto in Bern-Bümpliz hat alles, was ich mir von einem Café erhoffe: Ein supergemütliches Ambiente, viel Tageslicht, ausgewählte Produkte von lokalen Produzenten und einen sehr sympathischen Gründer.
Von Angelika Imhof
Obwohl das Becanto schon im August 2018 eröffnet hat, war ich erst vor wenigen Woche das erste Mal dort. Und danach selbst erstaunt, dass es mich nicht schon früher dahin verschlagen hat, denn das Café trifft genau meinen Geschmack. Ein Grund für meinen späten Besuch ist wahrscheinlich, dass das Café in Bern-Bümpliz liegt und irgendwie gefühlt weit weg. In der Realität muss ich aber zugeben: Mit dem Velo dauert es vom Weissenbühl ins Becanto nicht länger als zum Löscher oder Barbière im Breitenrain – und dorthin fahre ich auch die ganze Zeit. Die Distanzangst ist also völlig unbegründet.
Und sowieso hat es einen grossen Vorteil, wenn ein Café nicht so zentral gelegen ist, wie das Adrianos: Es gibt noch Platz und Ruhe. Im Becanto kannst du easy zwei Stunden ein Buch lesen, drei Stunden am Laptop arbeiten oder vier Stunden mit deinen Freunden Tichu spielen, ohne dass du das Gefühl hast, du versitzt zu lange und nimmst anderen den Platz weg.


Vom Kundenberater zum Gastronom
Gegründet wurde das Café vom 24-jährigen Michael Tinner, der vorher noch keinerlei Gastro-Erfahrung hatte. Stattdessen hat Michi das KV gemacht und eine Zeit lang bei Salt gearbeitet. Aber Michi geht gerne neue Projekte an und hat keine Angst davor etwas auszuprobieren. So hat er beispielsweise damals neben seinem kaufmännischen Berufsleben einen Brunch Delivery gegründet. Zusammen mit einem Freund wurde dann jeweils sonntagmorgens die elterliche Küche in Beschlag genommen und Rührei, Birchermüsli und Co. zubereitet, um anschliessend verschlafene Berner und Bernerinnen zu beliefern. Irgendwann wurde dieses Projekt neben seinem 100-Prozent-Job aber zu stressig und eingestellt.

Im Westen viel Neues
Für das Becanto hat sich Michael gegen rund 50 andere Mitbewerber/innen durchgesetzt, die ebenfalls an der Nutzung der Gewerbefläche interessiert waren. Er hat sich einfach hingesetzt und einen Businessplan geschrieben – und der hat die 12-köpfige Jury der Stadt Bern überzeugt. Das Becanto ist als Quartiertreffpunkt gedacht, in dem Jung und Alt zusammentreffen. Noch ist es eher ruhig in dieser Ecke Berns, doch wenn man die Pläne der Stadt für die nächsten zehn Jahre beachtet, dann verspricht der Westen Berns bald ein pulsierendes Quartier zu werden. Hier tut sich was – und das Becanto ist sowas wie eine erste Versprechungen dafür.
Events und Sonntagsbrunch
Toll ist auch, dass Michael sehr offen für alle möglichen Ideen und Einfälle ist. Wenn man Lust hat, etwas bei ihm zu veranstalten, so sitzt er gerne mit einem an den Tisch und beteiligt sich gleich selbst engagiert bei der Planung. So gibt es immer wieder Events im Becanto – ob Flohmarkt, Konzert, Spieleabend oder Reiseerzählungen.


Worauf wir uns jetzt als nächstes freuen, ist der Sonntagsbrunch im Becanto. Für 29.90 CHF gibts ein reichhaltiges Buffet inklusive einem Heissgetränk – das scheint ein sehr fairer Preis. Auch im Sommer verspricht es toll zu werden: Dann wird draussen grilliert und es gibt einen Gelato-Wagen. Perfekt für das Energieauftanken nach einer Schwimm-Session im Weyerli.
Man kann das Becanto wohl einen Geheimtipp nennen, denn viele Berner und Bernerinnen kennen es noch nicht. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert.
Bilder: Angelika Imhof