Wer mich kennt, weiss, dass ich Essen über alles liebe. Ich snacke den ganzen Tag über, liebe es zu kochen und ins Restaurant zu gehen. Umso erstaunter waren die Reaktionen auf mein Vorhaben, eine Woche lang Heilfasten auszuprobieren. Oder in anderen Worten: Für fünf Tage nur Flüssiges zu mir zu nehmen, wie Kräutertee, Wasser, Zitronenschnitze, 2.5 dl Fruchtsaft pro Tag und eine Gemüsebrühe ohne Salz. Wie es mir beim Experiment erging, ob ich durchgehalten habe, was für Auswirkungen das Fasten hatte und ob es sich gelohnt hat: all das erfährst du in diesem Artikel.
Von Olivia Grubenmann
Warum Fasten?
Allzu sehr ins Detail möchte ich in diesem Punkt nicht gehen, weil ich mich selbst als Neuling sehe, was das Fasten angeht und es sowieso schon x-hundert ausführliche Artikel über die verschiedenen Arten von Fasten, die positiven Auswirkungen und die Umsetzung gibt. Vielmehr möchte ich dir einen ehrlichen Erfahrungsbericht geben, der dich vielleicht inspiriert oder zumindest gut unterhält.
Jede und jeder macht beim Fasten andere Erfahrungen. Einige berichten, sie hätten danach ein völlig neues Lebensgefühl und könnten Bäume ausreissen. Andere finden es absolut unnötig und sind einfach nur froh, wenn es endlich vorbei ist. Hier findest du eine Übersicht über die positiven Auswirkungen des Fastens.
Vorbereitung
Von heute auf morgen fasten ohne dich informiert zu haben? Keine so gute Idee. Wenn du Kopfschmerzen und andere Problemchen vermeiden willst, solltest du dich wenn möglich schon ein paar Tage vor dem Start darauf vorbereiten. Eine Freundin hat mir dieses Buch ausgeliehen, welches ich vor allem für die Vorbereitung sehr hilfreich fand: Fasten für Geniesser.
Umstellung der Ernährung:
Am Besten sollte man schon ein paar Tage vor dem Fasten auf Alkohol, Kaffee und Schwarztee verzichten und sich möglichst rein pflanzlich ernähren. Das habe ich brav so befolgt und hatte nie mit Kopfschmerzen zu kämpfen.
Zudem sei es sinnvoll, schon ein paar Tage vor dem Start etwas weniger zu essen. Nun, das habe ich nicht geschafft, aber hey, Vater hatte Geburtstag und sowieso: wer will schon perfekt sein?
Einkaufen und Woche planen:
Als freischaffende Autorin habe ich glücklicherweise die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Ich habe mir bewusst eine Woche ausgesucht, in der ich nicht viel erledigen muss und keine Deadline habe. Aufgrund des Corona-Lockdown fehlten zudem gewisse Verlockungen, beispielsweise im Restaurant essen zu gehen, mich mit Freunden zum Aperölen zu verabreden oder an Veranstaltungen teilzunehmen, wo ein Apéro Riche dazugehört – was mich wirklich einem Härtetest unterzogen hätte.
Wenn du eine Woche von der Arbeit frei nehmen kannst (und willst!) dann ist das super. Fasten kann man jedoch auch wenn man arbeitet. Zumindest am ersten Fastentag solltest du aber wenn möglich zu Hause bleiben, da du oft zur Toilette gehen wirst. Glaub mir.
Kaufe wenn möglich auch schon die Sachen ein, die du brauchst. Meine Einkaufsliste:
-Irrigator 1L (Apotheke oder Online)
–Glaubersalz (Apotheke)
-1 Zitrone pro Fastentag (BIO)
-Kräutertees (BIO)
-Gemüse/Obstsäfte
-Gemüse (BIO) für die Fastensuppe (aber zu der komm ich noch!)

Tag 1 – Glücksgefühle
Der erste Tag ist easy. Das hätte ich nie gedacht! Ich kann normalerweise keinen halben Tag ohne Essen aushalten und jetzt habe ich einen ganzen Tag geschafft? Das verleiht mir schon mal Glücksgefühle.
Am Morgen nehme ich ein Glas Wasser mit Glaubersalz ein. Das wirkt stark abführend. Aus fast allen Erfahrungsberichten habe ich gelesen, dass es absolut schrecklich schmeckt. Und ja, es ist wirklich nicht sonderlich lecker, aber ich habe bestimmt schon schlimmeres erlebt. Ich presse ein wenig Orangensaft rein und trinke nebenbei einen Tee. Ich hab’s überlebt. Und es wirkt.
Nach dem Mittag will ich mein Zimmer abstauben, aber plötzlich bekomme ich richtig Lust, mein ganzes Zimmer auszumisten. Schlussendlich verbringe ich den ganzen restlichen Tag damit, alles aus- und wieder einzuräumen, auszumisten, abzustauben und, weil ich schon dabei bin, zähle ich alle Gegenstände in meinem Zimmer. Es sind: 552! (Nach dem Ausmisten).
Unglaublich, wie viele Gegenstände man über die Jahre ansammelt. Und das obwohl mein Zimmer gar nicht so vollgestopft aussieht, wie ich finde.
„Der Detox von innen scheint sich bei mir auch nach aussen auszuwirken.“
Tag 2 – Stolz
Heute nehme ich mir vor, jeden Morgen aufzuschreiben, was ich am Tag alles tun werde. Im Nachhinein muss ich sagen, dass mir das sehr geholfen hat, eine Struktur in den Tag zu bringen.
Zudem mache ich heute zum ersten Mal in meinem Leben einen Einlauf. Dieser ist wichtig, um den Darm zu säubern und Kopfschmerzen und Hungergefühle während dem Fasten zu vermeiden. Ein Einlauf kann auch ausserhalb vom Fasten bei Verdauungsproblemen, psychischen Verstimmungen oder Energiemangel und vielen anderen Dingen helfen. Ich verlinke euch unten die Seiten, die ich hilfreich fand. Ja, sie sehen etwas esoterisch aus. Aber trau dich 😉
Ehrlich gesagt bin ich vor meinem ersten Einlauf ein bisschen nervös. Das ist jedoch völlig unnötig, wie ich feststellen werde, denn es ist zwar keine entspannende Wellness-Behandlung, aber es schmerzt nicht und ist einfach durchzuführen. Ich mache zwei Durchgänge nacheinander und kann das sehr empfehlen. Wieso auch nicht, wenn man eh schon dabei ist! Mein Tipp: Währenddessen einen Podcast oder Musik hören.
Hilfreiche Seiten zum Thema Einlauf:
–inspiriert-sein.de
–heilfasten-portal
–lanaprinzip.com

Tag 3 – Schon mehr als die Hälfte
Der dritte Tag ist für mich der härteste. Eigentlich hätte ich heute gerne etwas mit Freunden unternommen, wäre gern ins Kino oder in ein Museum gegangen. Die Energie dazu hätte nicht gefehlt. Aber der Lockdown führt dazu, dass ich den Tag lesend, schreibend, malend und meditierend zu Hause verbringe.
Am Mittag bereite ich mir die tägliche Fastensuppe zu. Dazu kocht man Gemüse nach Wahl für etwa 30 Minuten und würzt lediglich mit Kräutern und allenfalls etwas Curry, Muskatnuss oder ein wenig Tomatenmark. Danach siebt man das Gemüse von der Brühe ab und löffelt diese ohne das Gemüse. In meinem Fall kann ich das abgesiebte Gemüse meiner Familie abtreten. Ansonsten wäre es schade um die Lebensmittel und ich würde mir überlegen, es zu pürieren und am Wochenende als Suppe zu essen, um es nicht wegwerfen zu müssen.
„Aber egal wie ich die Suppe bisher auch zubereitet habe: Mir wurde schrecklich übel davon. An den ersten beiden Tagen habe ich sie noch hinuntergewürgt. Aber am dritten Tag kann ich einfach nicht mehr.“
Das passiert mir selten, dass ich Essen so verabscheue. Ich muss die Brühe wegleeren und ersetze die mittägliche Fastensuppe ab heute mit einem Shotglas Pflaumensaft. Der wirkt übrigens auch leicht abführend und schmeckt super.
Ein gutes Rezept für eine Fastensuppe kann ich dir deshalb leider nicht empfehlen. Aber vielleicht kriegst du sie ja tatsächlich geniessbar hin. Dann lass es mich bitte wissen. Da wäre ich also sehr interessiert daran.
Am Nachmittag raffe ich mich für einen Spaziergang im Wald auf. Das tut gut. Auf vielen Plattformen wird empfohlen, sich während der Fastenwoche eine Massage oder ähnliches zu gönnen. Leider war das bei mir wegen dem Lockdown nicht möglich. Aber ich merke es mir für ein allfälliges nächstes Mal. Eine Massage in der Mitte der Woche wäre nämlich schon ziemlich genial gewesen.
Am Abend gibt es wie immer 2.5 dl Saft. Heute Karotte, Orange und Pflaume. Ich stelle fest, dass ich bei Säften eher der süsse Typ bin. Der Sauerkrautsaft steht nämlich immer noch fast unangetastet im Kühlschrank und der Karottensaft ist auch eher ein Muss.
„Weil mein Körper sich nicht mehr an Nahrung gewöhnt ist, brauche ich fast eine halbe Stunde für 2.5 dl Saft“
Irgendwie freut mich das, denn normalerweise esse und trinke ich immer viel zu schnell. Vielleicht hilft mir diese Erfahrung ja, auch nach dem Fasten etwas langsamer zu essen?
Wie bereits am Montagabend nehme ich auch heute ein einstündiges Basenbad. Basensalz kannst du zum Beispiel hier kaufen. Ich bin, wie die beiden Tage davor, schon früh müde, lege mich um etwa 21 Uhr ins Bett, lese ein paar Seiten und freue mich, dass ich einen weiteren Tag geschafft habe. Ich bin über die Hälfte!

Tag 4 – Ein kleines Tief
Der vierte Tag ist durchzogen. Zwar bin ich froh, dass ich keine Verpflichtungen habe, aber ich wünschte mir, wie schon am Tag zuvor, dass ich zur Abwechslung mal etwas anderes unternehmen könnte. Stattdessen beginnen die Tage, sich erschreckend ähnlich zu sehen. Ein Tag fliesst in den anderen.
Nach meinem morgendlichen Ritual von 10 Minuten dehnen und 10 Minuten meditieren, mache ich meinen zweiten Einlauf, wiederum mit zwei Durchgängen. Dieses Mal klappt das ganze Einrichten des Geräts schon viel schneller. Ich bin auch nicht mehr nervös, weil ich weiss, was auf mich zukommt, und alles ist in weniger als einer Stunde vorbei.
Nach dem Mittag mache ich jeweils einen Leberwickel. Das klingt komplizierter als es ist: Man legt sich grundsätzlich einfach für 30-60 Minuten mit einer wärmenden Bettflasche auf der Lebergegend ins Bett. Mehr Details findest du hier.
Den ganzen Tag über fühle ich mich wirklich leicht und gut. Bis auf die Müdigkeit, die mich überall hin verfolgt. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich zu viel zu Hause herumsitze.
Immerhin habe ich heute etwas, worauf ich mich freue. Am Abend will ich mir nämlich einen Film ansehen, der schon lange auf meiner „Filme die ich schon lange mal schauen wollte, aber immer vergesse wenn ich einen Film nennen soll“-Liste steht.
„Da merke ich auch, wie wichtig es mir ist, jeden Tag etwas einzuplanen, auf das ich mich freue. Dies gilt für den Alltag, aber insbesondere für die Fastentage, weil die Mahlzeiten, die sonst für mich ein Grund zur Vorfreude waren, nun offensichtlich wegfallen.“
Tag 5 – Das Ziel vor Augen
Gemischte Gefühle. Der letzte Tag fühlt sich an, wie wenn ich einen Marathon laufe und das Ziel schon vor Augen habe: Ich weiss, dass ich es schaffe, aber da ist auch eine enorme Erschöpfung. Ich hoffe, dass der Tag bald vorbei ist, und glaube das liegt auch daran, dass ich in dieser Zeit der Selbstisolation aufgrund des Corona Virus nicht viel unternehmen kann. Dieser Umstand hat also sowohl geholfen, weil ich nicht gross in Versuchung gekommen bin, macht jedoch andere Aspekte schwierig, weil ich ausser lesen, meinen Körper pflegen, zeichnen, spazieren, leichtem Sport oder Netflix schauen nicht viel machen kann. Und obwohl ich mir vorgenommen habe, in dieser Woche viel zu Schreiben, fehlt mir dazu irgendwie die mentale Energie.
Ich will endlich wieder etwas essen. Immer wieder denke ich an luftigen Pizzateig. Wieso auch immer, aber das ist das Erste, was mir immer wieder in den Sinn kommt, wenn ich an Essen denke.
„Ich habe keinen Hunger. Aber ich vermisse es, mir zu überlegen, was ich kochen werde, vermisse es, das Essen zuzubereiten, es zu riechen, etwas zu kauen und mit jemandem gemeinsam zu essen. So viele Rezepte kommen mir in den Sinn, die ich noch ausprobieren will.“
Und gleichzeitig bin ich froh über diese Woche ohne Essen, da sie mir genau diese Vorfreude und das Bewusstsein für das Essen zurückgegeben haben. Ich werde definitiv langsamer essen, weniger snacken und bewusster einkaufen und essen.

Fastenbrechen und Aufbautage 6 + 7
Es ist Tag sechs, Samstag! Das heisst, ich darf heute endlich wieder feste Nahrung zu mir nehmen. Das Fastenbrechen macht man meistens mit einem Apfel. Man kann ihn aber beispielsweise auch durch eine Banane oder eine Karotte ersetzen.
Um 10 Uhr morgens ruft meine Mutter schon aufgeregt: „Jetzt darfst du wieder essen.“ (Die Uhrzeit habe ich für mich festgelegt).
Aber lustigerweise verspüre ich weder Hunger noch Lust.
„Meinen ersten Apfel zu kauen nach fünf Tagen ohne Essen, ist schon speziell. Ich geniesse jeden Bissen und lasse mir viel Zeit. Sehr viel. Ich brauche ganze 45 Minuten für einen einzigen Apfel.“
Laut Faustregel sollten die Aufbautage mindestens 1/3 der Fastenzeit einnehmen. Während dieser Zeit ist auf Kaffee, Alkohol, Fleisch- und Milchprodukte möglichst zu verzichten. Die Ernährung sollte hauptsächlich basisch sein. Dazu zählen Früchte, Gemüse und Kartoffeln. Auch Reis und Nüsse sind in kleinen Mengen in Ordnung. Hier findest du eine Hilfestellung zu den Aufbautagen: heilfasten-portal.
Fazit
Würde ich das ganze wieder machen?
Nun, was ich sicher sagen kann: Ich bin absolut froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Ich habe viel über meine Essensgewohnheiten gelernt. Vor der Fastenwoche hatte ich nicht wirklich ein Sättigungsgefühl. Ich hab mich immer überessen und dauernd gesnackt.
„Jetzt ist Tag drei nach dem Fasten und ich esse halb so langsam wie früher, kaue doppelt so lange, snacke kaum mehr zwischen den Mahlzeiten und habe unglaublich viel Freude daran, zu kochen und neue Rezepte auszuprobieren.“
Das vielbeschriebene „Ich habe so viel Energie, ich könnte Bäume ausreissen“-Gefühl hat sich bei mir leider während dem Fasten nicht eingestellt. Das kann aber mitunter auch an anderen Faktoren liegen, die ich beschrieben habe.
In Zukunft könnte ich mir gut vorstellen, einfach mal einen Fastentag pro Monat einzulegen.
Wie ich die Fastenwoche und die Zeit danach empfinde und was ich bei einem nächsten Mal anders machen würde:
Pro
+ Gefühl von Leichtigkeit und Gesundheit
+ Stolz, dass ich es geschafft habe
+ Langsameres und bewussteres Essen
+ Weniger snacken
+ Gewichtsverlust von ca. 2 kg (je nachdem ob man das will oder nicht kann es auch negativ sein)
+ Entschleunigung im Alltag
+ Während dem Fasten hatte ich Zeit für vieles, was sonst oft zu kurz kommt
Contra
– Die Fastensuppe war nichts für mich
– Nicht viel Motivation für mentale und physische Aufgaben während der Woche
– Hätte gerne mehr unternommen
– Eine Massage wäre super gewesen
Hoffentlich hat dich mein Erfahrungsbericht inspiriert, es selbst mal auszuprobieren oder hat dich zumindest gut unterhalten.
Hast du Fragen? Oder hast du selbst schon gefastet und willst deine Erfahrungen teilen? Dann schreib uns gerne eine Nachricht oder einen Kommentar!
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